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Utopia des Dazwischen* #3 - "CARE, NOT SCARE CITY!"

Montag, 13. November 2017, 19:00 Uhr / fluc (Praterstern 5, 1020 Wien)

Sorgearbeit als Tätigkeit gibt eine Ahnung davon, wie es wäre, wenn die Zerrissenheit zwischen Arbeit und Leben, zwischen Produktion und Reproduktion, die tief in der gesellschaftlichen – geschlechtlichen – Teilung der Arbeit angelegt ist, aufgehoben wäre. Hier liegt ein Potenzial, das dieses Feld – jenseits des Ringens um verbesserte Daseinvorsorge – für transformatorische Politik öffnet und mit utopischer Kraft ausstattet. Diesen strategischen ›Schatz‹ gilt es zu heben.“
Julia Dück und Barbara Fried: Caring for Strategy (2015), http://www.zeitschrift-luxemburg.de/caring-for-strategy/


Wir werden mehr... ... CARE not SCARE!
Die Umgestaltung der Lebenswelten ist in aller Munde. Sorge-Themen sind ob der gegenwärtigen Umstrukturierungsprozesse (z.B. im Gesundheits- und Sozialbereich) und inhaltlicher Hohlräume brisant: Arbeitsplatz, Wohnen, Freizeit,... für alltägliche, lebensnotwendige Tätigkeiten fehlt oft die Zeit, der Raum und das Geld. Und dies führt zu massiven Verunsicherungen, die für alle spürbar werden, besonders für diejenigen, die ökonomisch am meisten davon betroffen sind.

"Die Ängste der Bevölkerung" werden gegenwärtig politisch und medial breit thematisiert.
Zusehends wird im städtischen Raum und Zusammenleben ein von Sorge abgekoppelter Sicherheitsdiskurs spürbar. Häufig geraten dabei öffentliche Plätze, wie der Gürtel oder Praterstern, ins Zentrum der Aufmerksamkeit – und die Nutzer_innen dieser Plätze massiv unter Druck. Konsumfreie Räume, wo Menschen mit und ohne Migrationserfahrungen Alltagsthemen teilen und selbstbestimmt bearbeiten können, schrumpfen. Die Stadt – historisch auch ein Synonym für Freiraum – wird zunehmend zu einem kontrollierten und durchkapitalisieren, von Grenzen durchzogenen Ort.

Aktuelle Care-Initiativen gehen davon aus, dass gerade im Bereich der (Für-)Sorge gesellschaftliche Transformationen hin zu mehr Miteinander möglich sein sollten, weil Sorge/ Care für alle Menschen unmittelbar erfahrbar ist und Einschränkungen sofort spürbar sind.
Im Gegensatz zu hegemonialen Sicherheitsdiskursen stellen sie den Aspekt des gemeinsamen Sorgens in den Mittelpunkt, und zwar als Ressourcen und nicht (nur) als Belastungen – für die unmittelbare Lebensumwelt, für die Gesellschaft, für die Umwelt, aber auch als Selbstsorge. Ein zentrales Thema ist dabei auch die Verfügbarkeit oder das Fehlen von städtischen Räumen, die Artikulation und solidarisches Handeln ermöglichen.

Wie können wir Care-Erfahrungen als zentrale Aspekte von (Grätzel-) Sicherheit positionieren?
Und welche Rolle spielt Stadtentwicklung dabei, kollektive Sorgearbeiten und Care-Strukturen zu ermöglichen oder verunmöglichen, indem zum Beispiel Räume ohne Konsumzwang oder Naherholungsgebiete erhalten bleiben?
Welche "Orte der Versammlung" (Precarias a la deriva, »Was ist dein Streik?») stehen uns dafür offen?
Wo verlaufen Grenzen zwischen "Privat" und "Öffentlich"? Mit welchen Herausforderungen sind wir dabei als Care-Geber_innen und Care-Nehmer_innen konfroniert?

Mit Blick auf vorhandene Initiativen, Wünsche, Vorstellungen und Konflikte diskutieren wir Sorge-Beziehungen und Perspektiven einer "Care City" im Zusammenhang mit aktuellen Diskursen und Praxen einer "Scare City", die als Mischung aus Scarcity (Mangel an Ressourcen) und Security („innere Sicherheit“/ Sicherheitsdiskurs) Raum greift.

Die Labels von Intelligenz und Smartness dafür zurückzugewinnen – sprich: dass als blöd dasteht, wer als urbane*r Akteu*rin Profit, Polizei und "Positionierung" im Standortwettbewerb maximiert –, das wäre ein Fernziel.
Gabu Heindl und Drehli Robnik: "Smart City, was sonst?"

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Diskutant_innen:
Walter Fuchs, IRKS Wien Dissertation „Private Sicherheitsdienste und öffentlicher Raum“, aktuell "Pilotbericht Öffentliche Sicherheit in Wien", Arbeitsschwerpunkte u.a.: die Sachwalterschaft bzw. Erwachsenenvertretung für mental eingeschränkte Menschen
Anna Fox, tätig im Bereich Gesundheitspolitiken, Initiative Care-Raum
Thomas Diesenreiter, Kulturplattform OÖ, Aktivist der Bettellobby Oberösterreich
Katharina Röggla, Juvivo, Sozial- und Jugendarbeiterin
Gudrun Müller, Landschaftsplanerin und Bewegungsanalytikerin, seit 10 Jahren tätig in der Gebietsbetreuung Stadterneuerung in Favoriten mit den Schwerpunkten Freiraum und Gruppenprozesse

Moderation:
Mara Verlič, Stadtsoziologin in Wien. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Fragen der sozialen Wohnversorgung, des städtischen Leerstands, der Gentrifizierung und eines Rechts auf Stadt.

Begrüßung:
Martin Wagner, fluc

 

Eine Kooperationsveranstaltung von Kultur- & Kommunikationszentrum Amerlinghaus, IG Kultur Wien, mo.ë
Konzept und Organisation: Claudia Totschnig, Fanja Haybach, Alisa Beck, Gabu Heindl

(Fast) Ungeschnittene Tonaufzeichnung der Veranstaltung

Gekürzte Fassung für die Sendereihe frei*raum*kultur auf Radio Orange

 

* Mit dem "Utopia des Dazwischen" endet der letzte Satz in Siegfried Kracauers Buch History - The Last Things Before the Last (1969), in dem es um Geschichte als eine Erfahrung des Unvorhergesehenen im Alltäglich-Gelebten geht.

 

 

Utopia des Dazwischen #2 - "Vor allem brauchen wir aber den langen Atem!"*

Dienstag 27. Juni 19 Uhr / Hof Kulturzentrum Amerlinghaus (Stiftgasse 8, 1070 Wien)

Räume der freien und autonomen Szene füllen ständig Lücken des soziokulturellen Angebots der Stadt. Eine Stadt für alle braucht diese Räume, soziokulturelle Begegnungsorte, Orte der Aktivität und Auseinandersetzung.
Gleichzeitig mangelt es strukturell an finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Erhalt dieser Räume sichern – und erleichteDienstag 27. Juni 19 Uhr / Hof Kulturzentrum Amerlinghaus (Stiftgasse 8, 1070 Wien)


Räume der freien und autonomen Szene füllen ständig Lücken des soziokulturellen Angebots der Stadt. Eine Stadt für alle braucht diese Räume, soziokulturelle Begegnungsorte, Orte der Aktivität und Auseinandersetzung.
Gleichzeitig mangelt es strukturell an finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Erhalt dieser Räume sichern – und erleichtern. Der Druck externer Strukturen beeinflusst interne Organisationsprozesse. Die von außen auferlegte Prekarität wirkt nach innen. Wenn die Gedanken rund ums Geld Überhand nehmen, fehlen Ressourcen für wichtige interne Organisationsprozesse.
Daher gilt es proaktiv in Stadtentwicklung mitzuwirken, die wesentlichen Momente und Akteur*inenn zu kennen, um (Frei)Räume langfristig zu erhalten.
Wir wollen der Frage nachgehen, welche Ausverhandlungen zu Raumnutzung und Stadtentwicklung es braucht. Wann, wo und mit wem muss verhandelt werden - welche Finanzierungsmodelle gibt es? Wie entwickeln sich interne Strukturen über die Zeit und was sind die externen Rahmenbedingungen?

Für eine Perspektiven zugunsten einer anderen Stadt- und Kulturarbeit geht es um das Darstellen von Alternativen. Neben der ständigen Bewältigung der Alltagsanforderungen gilt es Ziele zu formulieren und durch Allianzbildung und Austausch Pläne zu schmieden.Wie können wir weiterer Gefährdung und Schließung von Kulturräumen entgegen treten, bestehende Kulturräume unter nachhaltigen Bedingungen erhalten und neue erschließen? Die Optionen Langfristigkeit zu sichern reichen von solidarischer Finanzierung und Modellen wie dem Mietshäusersyndikat und Habitat über Finanzierung von öffentlicher Hand, neue Kulturpläne, langfristige Modelle von Leerstandsnutzung, Verankerung von Kulturräumen in städtebaulichen Plänen. Auf welche Ressourcen kann der Verein/die Gruppe/die Initiative zurückgreifen um Verhandlungen durchzukämpfen? Der soziokulturelle Wert von Initiativen und Räumen für die Stadt(teile) muss deutlich werden und in Perspektiven für Stadtentwicklung verankert sein.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich Räume und Initiativen intern so organisieren können, dass sie langfristig leben – sich immer wieder in ihren Ansprüchen re-definieren?
Temporalität kann nicht abgeschafft werden, ohne Etablierung herzustellen. Wesentlich ist dabei die Frage, wie Räume in einer langfristigen Perspektive offene Räume bleiben können, wie Tätigkeiten und Beteiligte immer wieder neu entstehen und wachsen können.

 

Moderation:
Magdalena Augustin

Diskutant*innen:
Alexander Nikolic – boem*
Claudia Totschnig – Kulturzentrum Amerlinghaus
Martin Wagner – Fluc
Sam Osborn – TürkisRosaLillaVilla
Sebastian Tomek – Arena
Ute Fragner – WUK

 

Utopia des Dazwischen ist eine Kooperation von IG Kultur Wien, Kulturzentrum Amerlinghausmo.ë und ÖGFA

 

* Zitat Dieter Schrage, Thesenpapier im Kontext der Kritischen Politischen Offensive (KriPo) 
 

Ausschnitte aus der Diskussion gibt es in einem O94POLITIK SPEZIAL von Radio ORANGE 94.0 zu hören: https://cba.fro.at/348668rn. Der Druck externer Strukturen beeinflusst interne Organisationsprozesse. Die von außen auferlegte Prekarität wirkt nach innen. Wenn die Gedanken rund ums Geld Überhand nehmen, fehlen Ressourcen für wichtige interne Organisationsprozesse.
Daher gilt es proaktiv in Stadtentwicklung mitzuwirken, die wesentlichen Momente und Akteur*inenn zu kennen, um (Frei)Räume langfristig zu erhalten.
Wir wollen der Frage nachgehen, welche Ausverhandlungen zu Raumnutzung und Stadtentwicklung es braucht. Wann, wo und mit wem muss verhandelt werden - welche Finanzierungsmodelle gibt es? Wie entwickeln sich interne Strukturen über die Zeit und was sind die externen Rahmenbedingungen?

Für eine Perspektiven zugunsten einer anderen Stadt- und Kulturarbeit geht es um das Darstellen von Alternativen. Neben der ständigen Bewältigung der Alltagsanforderungen gilt es Ziele zu formulieren und durch Allianzbildung und Austausch Pläne zu schmieden.Wie können wir weiterer Gefährdung und Schließung von Kulturräumen entgegen treten, bestehende Kulturräume unter nachhaltigen Bedingungen erhalten und neue erschließen? Die Optionen Langfristigkeit zu sichern reichen von solidarischer Finanzierung und Modellen wie dem Mietshäusersyndikat und Habitat über Finanzierung von öffentlicher Hand, neue Kulturpläne, langfristige Modelle von Leerstandsnutzung, Verankerung von Kulturräumen in städtebaulichen Plänen. Auf welche Ressourcen kann der Verein/die Gruppe/die Initiative zurückgreifen um Verhandlungen durchzukämpfen? Der soziokulturelle Wert von Initiativen und Räumen für die Stadt(teile) muss deutlich werden und in Perspektiven für Stadtentwicklung verankert sein.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich Räume und Initiativen intern so organisieren können, dass sie langfristig leben – sich immer wieder in ihren Ansprüchen re-definieren?
Temporalität kann nicht abgeschafft werden, ohne Etablierung herzustellen. Wesentlich ist dabei die Frage, wie Räume in einer langfristigen Perspektive offene Räume bleiben können, wie Tätigkeiten und Beteiligte immer wieder neu entstehen und wachsen können.

 

Moderation:
Magdalena Augustin

Diskutant*innen:
Alexander Nikolic – boem*
Claudia Totschnig – Kulturzentrum Amerlinghaus
Martin Wagner – Fluc
Sam Osborn – TürkisRosaLillaVilla
Sebastian Tomek – Arena
Ute Fragner – WUK

 

Utopia des Dazwischen ist eine Kooperation von IG Kultur Wien, Kulturzentrum Amerlinghaus, mo.ë und ÖGFA

 

* Zitat Dieter Schrage, Thesenpapier im Kontext der Kritischen Politischen Offensive (KriPo)
 

Ausschnitte aus der Diskussion gibt es in einem O94POLITIK SPEZIAL von Radio ORANGE 94.0 zu hören: https://cba.fro.at/348668





Utopia des Dazwischen* #1 - Endet es immer in Bobo-Beisl und Luxuswohnung?

Diskussion am Dienstag, 21. Februar 2017, 19:00 Uhr im mo.ë (Thelemangasse 4, 1170 Wien)


Welche Stadtutopien stecken in Zwischen- und Leerstandsnutzung, besetzten Häusern, Anti-Gentrifizierungskämpfen? Wohin entwickelt sich das Potenzial, das in urbanen Bewegungen steckt? Wie wird ein besetztes Haus entweder zum Bobo-Beisl oder aber zur solidarischen Einrichtung? Warum scheint uns der Weg Richtung Kommerzialisierung selbstverständlicher als der Weg zum dauerhaft selbstorganisierten Kulturraum? Was bedeutet Gentrifizierung heute? Wie stellen wir uns einen lebbaren (und das heißt nicht zuletzt auch: leistbaren) Stadtteil vor?

Mit einem historischen Blick auf urbane Bewegungen geht es uns darum, die mögliche Zukunft der gegenwärtig umkämpften Stadträume zu denken, Handlungsoptionen aufzuzeigen, handelnde Personen kennenzulernen. Was ist aus den Bewegungen seit den 1970er Jahren geworden, wohin bewegen sich aktuelle Konflikte?

Die Veranstaltung findet im mo.ë statt, das sich seit einigen Jahren für sein Bestehen als Kunst- und Kulturraum gegen einen prototypischen Immobilienverwertungsprozess im Brunnenviertel engagiert. Mögliche Zukunftsthemen rund um das Brunnenviertel wollen wir auch anhand der Vergangenheit des Vergleichsbeispiels Spittelberg verhandeln. In beiden Fällen, an beiden Orten, geht es um die Bandbreite an aktiven Personen – Bewohner_innen, Kinder, Architekt_innen, Künstler_innen, Kulturschaffende und Kulturräume bis hin zur Verwaltung und Stadtplanung. Was waren und sind heute die Instrumente und Werkzeuge, um Stadthäuser vor Spekulation zu schützen und Stadtraum leistbar zu halten? Und was sind unsere Zukunftsvorstellungen – bis hin zu positiv "besetzbaren" Utopien – für diese Räume? 
(Text: Gabu Heindl)


Impulsvorträge

Alisa Beck, Kunsthistorikerin und Kulturwissenschafterin, seit 2008 an verschiedenen Kultureinrichtungen in Weimar, Leipzig, Paris und aktuell im Kunstverein mo.ë in Wien tätig
Christoph Reinprecht, Ao. Univ.-Prof. am Institut für Soziologie, Universität Wien, Vorstandsmitglied im Kulturzentrum Amerlinghaus
Mara Verlic, Stadtsoziologin in Wien, forscht und lehrt zu sozialen Ungleichheit in Wohnen und Stadt und arbeitet in der gemeinwesenorientierten Stadtteilarbeit"


Erweiterte Podiumsdiskussion mit (angefragt)

Ivana Pilić, Kommunikationswissenschafterin, Künstlerische Leitung des Wiener KunstSozialRaums Brunnenpassage
Josef Redl, Wirtschaftsredakteur beim Falter
Ula Schneider, Leiterin der Serviceagentur Kreative Räume Wien – Büro für Leerstandsaktivierung und des Festivals Soho in Ottakring
Kurt Smetana, Architekt und Stadtplaner, Wien


Moderation

Gabu Heindl, ÖGFA

 

Kooperationsveranstaltung Kulturzentrum Amerlinghaus, IG Kultur Wien, mo.ëÖGFA

 

Mit dem "Utopia des Dazwischen" endet der letzte Satz in Siegfried Kracauers Buch History - The Last Things Before the Last (1969), in dem es um Geschichte als eine Erfahrung des Unvorhergesehenen im Alltäglich-Gelebten geht.